20.01.2013

Meine Katze pinkelt wild, was tun?


Wildpinkelei kommt bei Katzen häufiger vor, als man von so einem reinlichen Tier erwartet. Und niemals macht es eine Katze, weil sie den Besitzer ärgern möchte. Daher bringt es gar nicht, die Katze zu bestrafen, in dem man sie anschreit, sie ins Katzenklo „wirft“ oder noch besser in die schon eiskalt erstarrten Urin tunkt. Das alles hilft null komma gar nichts.
Wenn eine Katze tatsächlich nicht in die Toilette macht, hat das entweder gesundheitliche oder psychische Sorge/Stress als Ursache.

Was mache ich also, wenn meine Katze wildpinkelt?


Erster Schritt: Untersuche, ob die Pinkelei organische Ursache hat
Gesundheitliche Probleme, die Katzen zur Pinkelei bringen können, sind Blasenentzündung, Struvit oder ähnliches. Eine Blasenentzündung wird von Bakterien verursacht, die sich in der Blase festsetzen und dann beim Urin ablassen Schmerzen verursachen. Eine Katze, die an einer Blasenentzündung leidet, wird vermehrt auf weiche Stellen urinieren und die Plätze regelmäßig wechseln. Wie beim Menschen schmerzt das urinieren nämlich sehr und die Katze verbindet des Schmerz dabei mit dem Ort, an dem sie ihn erlebt haben. Am Anfang also die Toilette. Die Toilette wird also plötzlich negativ behaftet. Also geht die Katze auf dem Teppich. Der Schmerz ist der Gleiche, also wechseln wir zur Couch etc.
Bei Struvit haben sich (zum Beispiel durch Trockenfutterfütterung) Steine im Urin herauskristallisiert, die in der Harnröhre reiben, schmerzen verursachen und daher auch zum ständigen Ortwechsel beim Urinieren führen. Struvit kann lebensgefährlich werden, wenn sich die Steine in der Harnröhe ansammeln und diese Verstopfen, was eher bei Katern passieren kann. Dann kann die Katze nämlich gar keinen Urin mehr ablassen und vergiftet langsam von innen.
Wie finde ich nun heraus, ob meine Katze eine Blasenentzündung, Struvit oder Oxalat-Steine hat? Man versuche eine Urinprobe von der Katze aufzunehmen, diese möglichst zeitnah zum Tierarzt zu bringen und untersuchen zu lassen. Vor Ort wird direkt geschaut, ob sich Bakterien im Urin befinden oder sich Steine erkennen lassen.
Gegen eine Blasenentzündung hilft das Antibiotikum, Struvit wird von einem falschen PH-Wert des Urins verursacht und bedarf einer spezifischen Behandlung, die spezielles Futter und regelmäßige PH-Kontrolle des Urin zur Folge haben kann.

Um eine Urinprobe zu bekommen, muss jeder Besitzer auf eigene Ideen kommen. Ich habe bei meiner Katze so getan, als würde ich die Toilette reinigen, weil dies bei ihr zur Folge hatte, auf die Toilette zu gehen und zu urinieren. Ich habe dann ein Gefäß darunter gehalten und den Urin mit einer Einwegspritze aufgefangen. Es gibt auch spezielles Streu, was aus Plastikkugeln besteht. Die Katze geht auf die Toilette, der Urin läuft nach unten, wird nicht verschmutzt und kann aufgefangen werden. Helfen diese Tricks alle nichts, kann der TA auch die Blase ausmassieren bzw. in Extremfällen auch punktieren um an eine Probe zu kommen. Egal wie, sollte die Probe noch am selben Tag, an dem sie aufgenommen wurde, abgegeben werden. Denn je mehr Zeit vergeht, desto mehr „arbeitet“ der Urin. Sprich, die Bestandteile des Urin fangen an, sich zu Kristallen anzusammeln und unter dem Mikroskop lässt sich nicht mehr erkennen, ob es Kristalle sind, die aufgrund der Dauer entstanden sind oder von Anfang an da waren.

Eine Untersuchung, ob die Pinkelei gesundheitliche Ursachen hat, ist PFLICHT! Erst dann kann man Anfangen weitere Ursachenforschung zubetreiben.

Zweiter Schritt: Liegt es am sogenannten Klo-Management
Unter Klo-Management versteht man die Anzahl, die Art, die Position, das benutzte Streu und die Reinigung der Katzentoiletten.
Folgende Dinge sollten in dieser Reihenfolge gemacht werden:
Egal, wieviele Toiletten man hat, stelle ein Zusatzklo auf. Der Katze reicht event. Die Anzahl der Toiletten nicht. Sie möchte ihr großes und kleines Geschäft trennen. Sie will nicht auf dasselbe Klo wie ihre Gefährten treffen und und und.
Besitzt du Haubenklos, entferne die Hauben dieser. Unter einer Haubentoilette sammelt sich der Geruch der gemachten Exkremente der Katze. Der Geruch von Kot und Urin verbleibt in einer Art Dunstglocke darin. Die Katze kann es als eklig empfinden, in ihrem eigenen Mief eingeschlossen ihr Geschäft zu verrichten.
Stehen die Toiletten im selben Raum, trenne diese räumlich. Nebeneinander stehende Toiletten können von Katzen als eine „große“ Katzentoilette angesehen werden. Viele Katzen trennen gerne ihr kleines und großes Geschäft und brauchen daher mind. Zwei für sie unterscheidbare Orte für die Katzentoiletten.
Wenn du grobes und/oder Streu mit Eigenduft hast, tausche dieses mit einem feinen Klumpstreu aus, welches nach nichts riecht. Gerne wird hier das Premiere Sensitive vom Fressnapf empfohlen.
Reinige die Toiletten mindestens zwei Mal am Tag. Wenn aus der Sicht einer Katze die Toilette zu dreckig ist, suchen sie sich einen sauberen Ort. Sorge also dafür, dass die Toilette aus Sicht der Katze sauber genug ist. Die Katze sitzt am längeren Hebel. Immer!
Entdufte auf jeden Fall die Stellen, an der die Katze schon wild gepinkelt hat. Eine Katze erkennt den Geruch ihres Urin und setzt die Stelle im Kopf dann mit einer Katzentoilette gleich. Mittel zum entduften sind Myrthenöl, Wodka, Biodor etc. Jeder hat einen eigenen Favorit. Ich schwöre auf Myrthenöl wenn es um glatte Oberflächen geht, auf Wodka wenn es um Teppich, Sofa, Matraze geht. Es riecht bei letzterem zwar kurzzeitig wie in einer Russischen Kneipe, aber es neutralisiert den Uringeruch und ist am nächsten Tag schon wieder verflogen.
Soviel zum Klo-Management. Man kann alle Schritte auf einmal ändern, man kann jedoch auch nach und nach das Management schrittweise ändern, um heraus zu finden, woran es liegt. Dann heißt es abwarten, ob diese Schritte schon dafür gesorgt, haben, dass die Katze wieder sauber wird. Wird sie es nicht, heißt es...

3. Ursachenforschung
Herzlichen Glückwunsch. Wenn diese Schritte nicht funkioniert haben bzw. kein Ergebnis gebracht haben, hat ihrer Katze ein inneres Ungleichgewicht. Der Prozess herauszufinden, was dies verursachen kann, ist am langwierigsten und schwierigsten und hat am Ende viel mit Hoffen und vermuten zu tun. Glaubt mir, ich weiß das!
Guinevere wurde letztes Jahr im Juni unsauber. Erst nur sporadisch. Dann häufiger. Erst nur in einer Ecke, dann überall. Ohne Schema. Organisch war die Katze gesund. Klomanagement wurde auch überarbeitet. Die Katze war dennoch nicht zufrieden. Am Ende nach 1,5 Monaten haben wir festgestellt, dass die Katze angefangen hat unsauber zu werden, als mein Freund angefangen hat, zu arbeiten und damit jeden Tag lange Zeit aus dem Haus war und abends keine wahre Lust mehr hatte, mit ihr zu spielen, was er vorher gemacht hat. Also wurde wieder mehr mit ihr gespielt, mein Freund hat sich abends mind. eine halbe Stunde um sie gekümmert. Die Pinkelei hat aufgehört. Heutzutage macht sie es immer mal wieder, wenn sie sich nicht genug beachtet fühlt. Das ist ein Warnsignal, dass wir mehr mit ihr Spielen müssen.

Pinkelt die Katze horizontal oder vertikal? Vertikale Pinkelei hat häufig den Sinn, dass Revier zu markieren. Wird die Katze dazu nur mit Urinspritzern unsauber, kann man sehr davon ausgehen, dass die Katze markiert. Dies kann auftreten, wenn die Katze bzw. der Kater noch potent ist (ja auch Katzen können markieren!), eine fremde Katze ins Revier gekommen ist (kätzische Zuwachs, Freigang Störenfried im Revier...) bzw. es eine Dominanzfrage in der Gruppe gibt.
Ist sie Katze ausgelastet? Wird genug mit ihr gespielt, bekommt sie genügend Streicheleinheiten, hat sie kätzische Spielkameraden? Einzelkatzen neigen aufgrund sozialer Deprivation zur Pinkelei. Zum Beispiel wenn der Mensch sie alleine lässt. Meine Oma hatte einen (ausgewiesenen) Einzelkater, der nicht begeistert war, wenn Besuch kam und die Aufmerksamkeit des Frauchens mit diesem Teilen musste und daher auf ihre Bettwäsche uriniert hat.
Ist die Katzengruppe ausgeglichen? Mögen sich die einzelnen Katzen. Ist keine Katze gestresst. Wird keine gestalkt, vermehrt verfolgt oder geprügelt. Fühlt sie sich an sich wohl. Eine Katze, die Angst vor ihren Artgenossen hat wird sich unter Umständen nicht auf die Toilette trauen (vor allem wenn sie dort bedrängt wird. Ein No-Go, was vom Besitzer unterbunden werden sollte) bzw. machen vor Panik unter sich. 

Bei Pinkelei aufgrund eines inneres Ungleichgewichtes ist es sehr wichtig, die Situation als Ganzes zu betrachten, versuchen Problemfelder aufzudecken, an ihnen zu Arbeiten und abzuwarten, ob es den Erfolg hat. Klappt es nicht, sollte man weiter überlegen. Manchmal sind es wirklich nur kleine Dinge, die eine Katze aus den Takt bringen können. Sorgt man dafür, dass das Gleichgewicht wieder hergestellt wird, wird (hoffentlich) auch die Pinkelei aufhören.

Geduld, Geduld, Geduld. Auch wenn man manchmal Schreien möchte (dann schreit im Park, oder so). Verliert nicht die Hoffnung, sucht das Problem und in den meisten Fällen findet sich eine plausible Erklärung.

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