Wildpinkelei kommt bei Katzen häufiger
vor, als man von so einem reinlichen Tier erwartet. Und niemals macht
es eine Katze, weil sie den Besitzer ärgern möchte. Daher bringt es
gar nicht, die Katze zu bestrafen, in dem man sie anschreit, sie ins
Katzenklo „wirft“ oder noch besser in die schon eiskalt
erstarrten Urin tunkt. Das alles hilft null komma gar nichts.
Wenn eine Katze tatsächlich nicht in
die Toilette macht, hat das entweder gesundheitliche oder psychische
Sorge/Stress als Ursache.
Erster Schritt: Untersuche, ob die
Pinkelei organische Ursache hat
Gesundheitliche Probleme, die Katzen
zur Pinkelei bringen können, sind Blasenentzündung, Struvit oder
ähnliches. Eine Blasenentzündung wird von Bakterien verursacht, die
sich in der Blase festsetzen und dann beim Urin ablassen Schmerzen
verursachen. Eine Katze, die an einer Blasenentzündung leidet, wird
vermehrt auf weiche Stellen urinieren und die Plätze regelmäßig
wechseln. Wie beim Menschen schmerzt das urinieren nämlich sehr und
die Katze verbindet des Schmerz dabei mit dem Ort, an dem sie ihn
erlebt haben. Am Anfang also die Toilette. Die Toilette wird also
plötzlich negativ behaftet. Also geht die Katze auf dem Teppich. Der
Schmerz ist der Gleiche, also wechseln wir zur Couch etc.
Bei Struvit haben sich (zum Beispiel
durch Trockenfutterfütterung) Steine im Urin herauskristallisiert,
die in der Harnröhre reiben, schmerzen verursachen und daher auch
zum ständigen Ortwechsel beim Urinieren führen. Struvit kann
lebensgefährlich werden, wenn sich die Steine in der Harnröhe
ansammeln und diese Verstopfen, was eher bei Katern passieren kann.
Dann kann die Katze nämlich gar keinen Urin mehr ablassen und
vergiftet langsam von innen.
Wie finde ich nun heraus, ob meine
Katze eine Blasenentzündung, Struvit oder Oxalat-Steine hat? Man
versuche eine Urinprobe von der Katze aufzunehmen, diese möglichst
zeitnah zum Tierarzt zu bringen und untersuchen zu lassen. Vor Ort
wird direkt geschaut, ob sich Bakterien im Urin befinden oder sich
Steine erkennen lassen.
Gegen eine Blasenentzündung hilft das
Antibiotikum, Struvit wird von einem falschen PH-Wert des Urins
verursacht und bedarf einer spezifischen Behandlung, die spezielles
Futter und regelmäßige PH-Kontrolle des Urin zur Folge haben kann.
Um eine Urinprobe zu bekommen, muss
jeder Besitzer auf eigene Ideen kommen. Ich habe bei meiner Katze so
getan, als würde ich die Toilette reinigen, weil dies bei ihr zur
Folge hatte, auf die Toilette zu gehen und zu urinieren. Ich habe
dann ein Gefäß darunter gehalten und den Urin mit einer
Einwegspritze aufgefangen. Es gibt auch spezielles Streu, was aus
Plastikkugeln besteht. Die Katze geht auf die Toilette, der Urin
läuft nach unten, wird nicht verschmutzt und kann aufgefangen
werden. Helfen diese Tricks alle nichts, kann der TA auch die Blase
ausmassieren bzw. in Extremfällen auch punktieren um an eine Probe
zu kommen. Egal wie, sollte die Probe noch am selben Tag, an dem sie
aufgenommen wurde, abgegeben werden. Denn je mehr Zeit vergeht, desto
mehr „arbeitet“ der Urin. Sprich, die Bestandteile des Urin
fangen an, sich zu Kristallen anzusammeln und unter dem Mikroskop
lässt sich nicht mehr erkennen, ob es Kristalle sind, die aufgrund
der Dauer entstanden sind oder von Anfang an da waren.
Eine Untersuchung, ob die Pinkelei
gesundheitliche Ursachen hat, ist PFLICHT! Erst dann kann man
Anfangen weitere Ursachenforschung zubetreiben.
Zweiter Schritt: Liegt es am
sogenannten Klo-Management
Unter Klo-Management versteht man die
Anzahl, die Art, die Position, das benutzte Streu und die Reinigung
der Katzentoiletten.
Folgende Dinge sollten in dieser
Reihenfolge gemacht werden:
Egal, wieviele Toiletten man hat,
stelle ein Zusatzklo auf. Der Katze reicht event. Die Anzahl der
Toiletten nicht. Sie möchte ihr großes und kleines Geschäft
trennen. Sie will nicht auf dasselbe Klo wie ihre Gefährten treffen
und und und.
Besitzt du Haubenklos, entferne die
Hauben dieser. Unter einer Haubentoilette sammelt sich der Geruch der
gemachten Exkremente der Katze. Der Geruch von Kot und Urin verbleibt
in einer Art Dunstglocke darin. Die Katze kann es als eklig
empfinden, in ihrem eigenen Mief eingeschlossen ihr Geschäft zu
verrichten.
Stehen die Toiletten im selben Raum,
trenne diese räumlich. Nebeneinander stehende Toiletten können von
Katzen als eine „große“ Katzentoilette angesehen werden. Viele
Katzen trennen gerne ihr kleines und großes Geschäft und brauchen
daher mind. Zwei für sie unterscheidbare Orte für die
Katzentoiletten.
Wenn du grobes und/oder Streu mit
Eigenduft hast, tausche dieses mit einem feinen Klumpstreu aus,
welches nach nichts riecht. Gerne wird hier das Premiere Sensitive
vom Fressnapf empfohlen.
Reinige die Toiletten mindestens zwei
Mal am Tag. Wenn aus der Sicht einer Katze die Toilette zu dreckig
ist, suchen sie sich einen sauberen Ort. Sorge also dafür, dass die
Toilette aus Sicht der Katze sauber genug ist. Die Katze sitzt am
längeren Hebel. Immer!
Entdufte auf jeden Fall die Stellen, an
der die Katze schon wild gepinkelt hat. Eine Katze erkennt den Geruch
ihres Urin und setzt die Stelle im Kopf dann mit einer Katzentoilette
gleich. Mittel zum entduften sind Myrthenöl, Wodka, Biodor etc.
Jeder hat einen eigenen Favorit. Ich schwöre auf Myrthenöl wenn es
um glatte Oberflächen geht, auf Wodka wenn es um Teppich, Sofa,
Matraze geht. Es riecht bei letzterem zwar kurzzeitig wie in einer
Russischen Kneipe, aber es neutralisiert den Uringeruch und ist am
nächsten Tag schon wieder verflogen.
Soviel zum Klo-Management. Man kann
alle Schritte auf einmal ändern, man kann jedoch auch nach und nach das Management schrittweise ändern, um heraus zu finden, woran es liegt. Dann heißt es abwarten, ob diese Schritte schon
dafür gesorgt, haben, dass die Katze wieder sauber wird. Wird sie es
nicht, heißt es...
3. Ursachenforschung
Herzlichen Glückwunsch. Wenn diese Schritte nicht funkioniert haben bzw. kein Ergebnis gebracht haben, hat ihrer Katze ein inneres Ungleichgewicht. Der Prozess herauszufinden, was dies verursachen kann, ist am langwierigsten und schwierigsten und hat am Ende viel mit Hoffen und vermuten zu tun. Glaubt mir, ich weiß das!
Guinevere wurde letztes Jahr im Juni unsauber. Erst nur sporadisch. Dann häufiger. Erst nur in einer Ecke, dann überall. Ohne Schema. Organisch war die Katze gesund. Klomanagement wurde auch überarbeitet. Die Katze war dennoch nicht zufrieden. Am Ende nach 1,5 Monaten haben wir festgestellt, dass die Katze angefangen hat unsauber zu werden, als mein Freund angefangen hat, zu arbeiten und damit jeden Tag lange Zeit aus dem Haus war und abends keine wahre Lust mehr hatte, mit ihr zu spielen, was er vorher gemacht hat. Also wurde wieder mehr mit ihr gespielt, mein Freund hat sich abends mind. eine halbe Stunde um sie gekümmert. Die Pinkelei hat aufgehört. Heutzutage macht sie es immer mal wieder, wenn sie sich nicht genug beachtet fühlt. Das ist ein Warnsignal, dass wir mehr mit ihr Spielen müssen.
Pinkelt die Katze horizontal oder vertikal? Vertikale Pinkelei hat häufig den Sinn, dass Revier zu markieren. Wird die Katze dazu nur mit Urinspritzern unsauber, kann man sehr davon ausgehen, dass die Katze markiert. Dies kann auftreten, wenn die Katze bzw. der Kater noch potent ist (ja auch Katzen können markieren!), eine fremde Katze ins Revier gekommen ist (kätzische Zuwachs, Freigang Störenfried im Revier...) bzw. es eine Dominanzfrage in der Gruppe gibt.
Ist sie Katze ausgelastet? Wird genug mit ihr gespielt, bekommt sie genügend Streicheleinheiten, hat sie kätzische Spielkameraden? Einzelkatzen neigen aufgrund sozialer Deprivation zur Pinkelei. Zum Beispiel wenn der Mensch sie alleine lässt. Meine Oma hatte einen (ausgewiesenen) Einzelkater, der nicht begeistert war, wenn Besuch kam und die Aufmerksamkeit des Frauchens mit diesem Teilen musste und daher auf ihre Bettwäsche uriniert hat.
Ist die Katzengruppe ausgeglichen? Mögen sich die einzelnen Katzen. Ist keine Katze gestresst. Wird keine gestalkt, vermehrt verfolgt oder geprügelt. Fühlt sie sich an sich wohl. Eine Katze, die Angst vor ihren Artgenossen hat wird sich unter Umständen nicht auf die Toilette trauen (vor allem wenn sie dort bedrängt wird. Ein No-Go, was vom Besitzer unterbunden werden sollte) bzw. machen vor Panik unter sich.
Bei Pinkelei aufgrund eines inneres Ungleichgewichtes ist es sehr wichtig, die Situation als Ganzes zu betrachten, versuchen Problemfelder aufzudecken, an ihnen zu Arbeiten und abzuwarten, ob es den Erfolg hat. Klappt es nicht, sollte man weiter überlegen. Manchmal sind es wirklich nur kleine Dinge, die eine Katze aus den Takt bringen können. Sorgt man dafür, dass das Gleichgewicht wieder hergestellt wird, wird (hoffentlich) auch die Pinkelei aufhören.
Geduld, Geduld, Geduld. Auch wenn man manchmal Schreien möchte (dann schreit im Park, oder so). Verliert nicht die Hoffnung, sucht das Problem und in den meisten Fällen findet sich eine plausible Erklärung.
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