Achtung, es folgt ein roman-artiger Text, an dem ich bereits mehrere Tage geschrieben habe und über den ich bereits mehrere Wochen nachdenke.
Nehmt
euch Zeit ;)
Und
wenn nicht, lasst es bleiben.
Noch
vor einiger Zeit haben wir hier und dort mal geschrieben dass
ziemlich viele Informationen über jeden erdenklichen Aspekt des
täglichen Lebens im Internet zu finden sind, uns speziell betreffend
was Katzenhaltung angeht, propagieren wir das natürlich noch
zusätzlich und haben mehr als einmal auf das blaue Katzenforum
verwiesen in dem wir aktiv sind.
Oder
waren, denn Überraschung: Nach über drei Jahren, fast 9.000
geschriebenen Beträgen, zu vielen Nerven die nach endlosen Debatten
unwiderruflich hinüber waren, aber natürlich auch nach vielen
Lachern, tausenden bestaunten Fotos und der ein oder anderen guten
Tat – bin ich nun raus. Und das schon seit einer Weile.
Über
meine Gründe dafür möchte ich mich eigentlich, wenn überhaupt nur
am Rande auslassen, es geht mir um etwas ganz anderes.
Aber
ja, mein Konto ist gelöscht, zusammen mit all meinen Beiträgen,
allen Fotos usw.
Das
wars. Hurray!
Ich
habe ja bereits vor einer ganzen Weile einen kleinen Artikel darüber
geschrieben, wie entspannt ich mittlerweile beim Thema Fütterei
geworden bin und natürlich zieht sich das auch über andere Aspekte
meines Lebens mit den Tigern. Das heißt natürlich nicht, dass ich
jetzt nicht mehr nachdenke oder irgendwelche unüberlegten
Entscheidungen treffe, aber ich merke auch ganz deutlich dass ich
manche Dinge nicht mehr so super ernst nehme, besonders wenn ich
anderen Leuten Tipps gebe (sofern ich darum gebeten werde).
Und
ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich diese Mentalität
nicht aus dem Internet habe.
Ich
erwische mich ja öfter in meiner Freizeit, wie heute an diesem
angenehm langweiligen Sonntag dabei, wie ich doch mal einen Blick
zurück in jenes Forum werfe, mal quer lese was denn grad so intensiv
besprochen wird und dann denke: Vor 2 Jahren hättest du genau das
selbe geschrieben.
Hardcore,
drauf hauen, Ich-weiß-es-besser, wer nicht hört ist doof und du
musst meine Fakten als richtig annehmen ansonsten bist du
unbelehrbar.
Und
woher hab ich das? Ich bin zwar auf sehr vielen anderen Seiten im
Netz unterwegs gewesen in dieser Zeit, habe Unmengen gelesen, hab
auch das ein oder andere nützliche Buch hier stehen, habe mich mit
Züchtern und Tierschützern unterhalten, genauso wie mit anderen
langjährigen Haltern – aber alle Informationen, die ich in meiner
Anfangszeit dort aufgeschnappt und verinnerlicht habe, blieben bis
zum Schluss das unangefochtene Non Plus Ultra der Weisheiten über
Katzenhaltung.
Ganz
unabhängig davon, dass es mit Sicherheit wichtigere Dinge gibt als
sich über Nährwertangaben auf Tierfutterdosen und erbspezifische
Krankheiten bei der Haustierzucht Gedanken zu machen, Hobby bleibt
Hobby, das ist ja wohl klar. Wer leidenschaftlich gerne
Miniatureisenbahnen sammelt oder stundenlang Vögel beobachtet, dem
erzählt man ja auch nicht, dass er seine Zeit sinnvoller verbringen
könnte.
Vergessen
wir das mal nicht.
Aber
ein bisschen sehr radikal war ich ja dann doch. Zeitweise, vielleicht
bin ich es in vielen Dingen immer noch, gelernt ist gelernt.
Und
wenn ich so mal ins Forum oder sonst eine Diskussion irgendwo online
rein lese, erwische ich mich einerseits immer noch dabei wie ich mich
in einem Moment der totalen Frustration über das Gelesene gerne
nochmal fix anmelden und denjenigen gerne mal verbal verhauen möchte.
Finde
ich das nicht bedenklich?
Doch,
ja natürlich.
Mein
Drang bzw. mein Bedürfnis andere Leute aufzuklären über die Dinge
über die ich nun ziemlich gut bescheid weiß, ist ungebrochen, nur
meine Herangehensweise hat sich sehr verändert.
Und
andererseits sehe ich dann dort User/Schreiber, die gut und gerne
eine Kopie meines Foren-Ichs vor 2 Jahren sein könnten: Predigen,
predigen, predigen. So und nicht anders muss dieses und jenes getan
werden.
Alles
was 4 Beine hat gehört kastriert.
Nach
2 Mal kotzen geht’s zum Tierarzt.
Wer
nur Trockenfutter füttert könnte auch gleich gemahlene Glasscherben
in den Napf kippen.
Ein
9 Monate alter Kater kann unmöglich Einzelgänger sein.
Wer
nicht zuerst im Tierheim nach Katzen guckt, der verdient keine
Katzen.
Und
wer die halbverhungerte Katze vor der Tür füttert wird automatisch
dessen Besitzer und ist deswegen auch schuld wenn sie dann auch bald
stirbt.
Und
so weiter. Wer widerspricht wird weiter mit Weisheiten bombardiert,
wer keine Einsicht zeigt ist unbelehrbar.
Und
ist ja auch nicht so als wäre mal alleine. Ist man nie im Internet.
Hinter dem eigenen Fließtext voller unwiderlegbarer Fakten kommen
noch mindestens 5 weitere Seiten Text anderer User, mit dem selben
Inhalt, Ton variabel, meistens mit dem Trend Richtung LAUT,
provozierend und belehrend.
Das
betrifft nicht alleine das Forum, es geht anderswo genauso weiter,
seien es private Unterredungen, Seiten mit Kommentar-Funktion oder
Facebook-Gruppen zum Thema.
So
und nicht anders muss es getan werden. Weil es sich so und so logisch
belegen lässt.
Und
die Moral?
Gibt
keine. Wer hinterfragt, hat nichts gelernt. Wir haben ja schon das
Maximum an Wissen verinnerlicht, wenn die anderen das nicht verstehen
wollen und lieber auf die Meinung des studierten Veterinärmediziners
hören, sind sie selber schuld. Das ist ja eh das Todesurteil für
das Tier.
Letztlich
haben andere Dinge dafür gesorgt, dass ich mich aus einem großen
Teil dieser Welt im Kleinen verabschiedet habe und nun, mit mehreren
Wochen Abstand sitze ich nun hier, lese mal wieder rein und denke
mir:
Muss
das sein?
Ich
möchte nicht von Gehirnwäsche reden, keines falls. Aber ein
bisschen wirkt es so als würde mein Kopf allmählich aufklaren.
Vielleicht hat es ja wirklich einen ganz ähnlichen Effekt wenn man
sich wie ich damals täglich mehrere Stunden in diesem geschlossenen
Kreis bewegt mit den immer wieder kehrenden Mantras zu den kritischen
Themen, die so wunderbar vielfältig erklärt werden, dass man sie
glauben muss.
Versteht
mich nicht falsch, es ist es selbstverständlich alles richtig.
Ich
kann euch nach wie vor runterbeten was im Trockenfutter drin ist und
wie der Verdauungsapparat einer Katze genau funktioniert.
Es
sind Fakten und keine Meinungsmache.
Meinungen
kann man zu anderen Sachen haben, Fakten sind Fakten. Entweder man
kann sie widerlegen oder eben nicht.
Aber
zu radikal darfs im Umkehrschluss nicht werden.
Wer
bin ich denn wenn ich von mir behaupte ein umfangreiches Wissen zu
einem bestimmten Thema zu besitzen, aber nicht in der Lage bin es auf
einer vernünftigen Basis weiter zu geben und stattdessen behaupte
mein Gegenüber hätte den Intellekt einer Banane weil er unter
meinem dreisten Vorgehen und meine Forderung Einsicht zu zeigen nicht
sofort einlenkt. Wenn ich seine Fragen die seinem Verständnis
dienen, nicht beantworten kann.
Teilweise
kommt man vielleicht sogar noch auf den Gedanken derjenige würde
sich einen Spaß mit mir erlauben und mich „trollen“, weil er
Fragen stellt die aus meiner Sicht längst geklärt sind.
Oder
von vorne herein einen Kardinalsfehler begeht (Kitten mit RC-Trofu
von Anfang an ernährt und gut gefunden; Kitten mit 7 Wochen vom
„Züchter“ alleine geholt, Katze mit 9 Monaten erstmals werfen
lassen...) den man nach all der Zeit für total idiotisch hält, das
muss ein Fake sein - sowas WEISS man doch!
Wie
kann man das immer noch machen? Leben wir denn noch im Mittelalter?
Wenn
du genau drüber nachdenkst, wirst du alleine erkennen, dass das dumm
war.
Wie,
du findest das gut?
Das
wissen wir aber schon seit langen Jahren, dass das so nicht geht.
Wie,
noch nie davon gehört? Hast du dich nicht informiert VORHER?
Du
schlechter Mensch!
Mal
ganz davon abgesehen dass die wenigsten Menschen besonders
kritikfähig sind wenn man direkt an sie heran tritt mit den Worten:
„Tja da hast du aber alles falsch gemacht was man so falsch machen
konnte.“ Vor allem wenn es das erste Mal ist dass sie das hören.
Das kommt häufiger vor als man denkt wenn man sich lange Zeit nur in
diesem ultra-aufgeklärten Mini-Universum des Wissens befindet. Man
hat Jahre damit verbracht selbst zu lernen und andere zu beraten,
müssten die es nicht langsam mal alle verstanden haben?
Scheinbar
erlischt jede Art von sozialer Fähigkeit wenn man sich lang genug in
einem geschlossenen Kreis von Menschen mit der selben Auffassung
bewegt. Irgendwie wird es mit der Zeit auch immer schwerer zu
begreifen, dass es in der Welt außerhalb ganz anders aussieht.
Und
das lässt sich jetzt natürlich auch noch ausweiten auf alles andere
außerhalb vom „Hobby Katze“.
Drei
Erlebnisse aus den letzten Wochen haben mir eins ganz deutlich
gemacht: Selber denken ist wichtig! Mitdenken ist wichtig. Und noch
viel wichtiger: Reinfühlen und mal kurz nachdenken wie das was man
eigentlich sagen wollte beim Gegenüber ankommen könnte.
Ich
wurde in letzter Zeit von 3 verschiedenen Menschen angesprochen, die
mich um meine Meinung zu verschiedenen Themen rund um Katzenhaltung
gebeten haben:
Anschaffung,
Trächtigkeit & Geburt und Ernährung.
Die
drei Themen bei denen es laut meiner Erfahrung immer knallt, weil es
unheimlich viele alte, mittlerweile widerlegte Halbwahrheiten zu den
Themen gibt, die sich ziemlich schwer ausmerzen lassen.
Und
jedes Mal war ich überrascht über den Verlauf des Gespräches was
womöglich daran liegt, dass ich sie alleine mit diesen Personen
geführt habe, ganz in Ruhe, ohne dass sich ein weiteres Dutzend
Leute einmischen konnte.
Thema
eins, Anschaffung, kam vor einigen Wochen via Facebook zustande, als
ich in einer Gruppe zum Thema „Zuhause gesucht“ mit diskutiert
habe. Wie so oft verzweigte sich das Gespräch schnell in andere
Richtungen und so wurde ich letztlich privat zusammen mit einer
Freundschaftsanfrage angeschrieben und nach vielen Dingen gefragt,
weil die Person vor hatte sich mit ihrer Familie ein oder zwei Katzen
anzuschaffen.
Hab
geantwortet, auf diverses hingewiesen, wollte selber einiges wissen,
hab auch ein bisschen von mir geschrieben, ganze Linkssammlungen
weiter gegeben, Fotos gezeigt, manchmal auch verbunden mit Hinweisen
ala „Guck mal so kanns gehen...“ und letztlich zog dort ein
scheuer Halbstarker ein der sich auf geduldige Menschen und eine
schöne Freigänger-Gegend freuen darf.
Da
das alles letztlich über ein paar Tage lief und ich meistens nicht
groß überlegt hab beim schreiben, hab ich später mal drüber
gelesen und mich gefragt wie das ganze wohl verlaufen wäre wenn mir
diese Person mit all ihren Fragen in einem großen Tier-Forum über
den Weg gelaufen wäre bzw. wenn ihre Fragen dort gestellt worden
wären wo noch andere „Experten“ hätten mitreden können.
Denn
auch hier hab ich natürlich so ein paar kritische Gedanken geäußert
(Einzelhaltung, ist die Gegend wirklich freigängertauglich, der Kerl
ist scheu – könnt ihr ihm geben was er braucht usw...), was gerne
mal richtig schief laufen kann, wenn auf der einen Seite zu wenig
Feingefühl und auf der anderen Seite zu wenig Verständnis vorhanden
ist.
Die
Lösung die da letztlich gefunden wurde, wäre im Forum
wahrscheinlich auf den ein oder anderen empörten User gestoßen, ich
kenne solche Diskussionen zu genüge um relativ genau voraus sagen zu
können wie sie verlaufen: In 95% der Fälle ist der Suchende
letztlich zufrieden und findet was er sucht – unabhängig zu was
und wie eindringlich geraten wurde. Und wird glücklich.
Daneben
schreien in 70% der Fälle lang- und mittellangjährige User Zeter
und Mordio weil der Fragende letztlich vielleicht einen ganz eigenen
Weg eingeschlagen hat (in diesem Fall war es der halbstarke aber
scheue Kater aus dem Ausland, der dann raus darf, obwohl ich zunächst
mehrfach zu zwei Tieren geraten hatte).
So.
Hier ging letztlich alles gut. Auch ohne dass ich beleidigt von
dannen ziehen musste weil mein Rat gehört aber nicht praktisch
umgesetzt wurde.
Muss
ich deshalb um mich schlagen und (wie so oft) Stein und Bein
schwören, dass das garantiert auf irgendeine Weise schief gehen muss
oder das Tier es besser haben könnte, weil nicht die aus meiner
Sicht 100%ig beste Lösung gewählt wurde?
Nein.
Warum
wird es trotzdem gemacht?
Ist
man, weil so viel schlauer, auch gleich ein so viel besserer Mensch?
Mein
erstes post-Forum-Beratungsfazit: Ach guck an, andere Menschen denken
auch mit und machen ihre eigenen Erfahrungen, treffen Entscheidungen,
die für sie die richtigen sind und verbinden das mit dem
zusätzlichen Ratschlägen, die ich gegeben hab. Cool.
(Nachtrag Mai '14: Besagter spanischer Kater hat nun übrigens noch 2 passende Kumpels bekommen und alle drei werden demnächst gebarft. Ich nenne das: Mein Meisterwerk.)
(Nachtrag Mai '14: Besagter spanischer Kater hat nun übrigens noch 2 passende Kumpels bekommen und alle drei werden demnächst gebarft. Ich nenne das: Mein Meisterwerk.)
Thema
zwei, Trächtigkeit & Geburt, kam letztens auf einer Reise
zustande.
Das
schwierigste Thema wo ich nach wie vor eine ziemlich radikale
Einstellung vertrete und auf der anderen Seite war es das angenehmste
und erfolgreichste Gespräch. Verwunderlich, denn das Thema ist so
empfindlich wie kaum ein anderes in dem Bereich.
Es
fing damit an dass ich von einer Person angesprochen wurde, was für
Katzen ich hätte und auf meine Antwort „Coonies“ folgt: „Oh
ja, so eine hab ich auch, ich hab sie vor ein paar Wochen decken
lassen.“
Meine
Miene hat sich vermutlich ziemlich verdunkelt, aber letztlich
entwickelte sich daraus ein stundenlanges, äußerst erfreuliches
Gespräch.
Die
Person wusste bereits einiges und hat eigentlich viel von dem gemacht
was ein guter Züchter auch machen würde: Das Tier befand sich in
einem guten Alter und wurde sogar auf HCM geschallt (da kam auch
direkt hinterher dass man auch wisse, dass sich diese Krankheit erst
später entwickeln kann und es trotz einmaligen Schall weiter
unsicher wäre). Ein weibliches Kitten sollte der bis dato einzeln
gehaltenen Mama auch gelassen werden, danach gäbs auch keinen
weiteren Wurf usw.
Meine
Flut an Informationen wurde sehr dankbar angenommen, einiges notiert,
eine Fülle von Fragen kam zurück und letztlich wurde auch auf meine
Hinweise und Anmerkungen ehrlich eingegangen (hätte nicht sein
müssen, kann so und so schief gehen...).
Selbstverständlich
ist all das trotzdem kritisch zu sehen: Die Person ist kein Züchter
und hat keinen Mentor, es wurde weder Ahnenforschung betrieben noch
Blutgruppenbestimmung, es braucht überhaupt keine weiteren Kitten
von Privatleuten und über die Seriosität des Kater-Besitzers
schweigen wir auch wohlweislich.
Alles
in allem hätte es nicht sein müssen.
Aber
was ist klüger: Drauf schlagen und drauf beharren, dass das Tier
dringend kastriert gehört und dass die Person wahnsinnig naiv und
unverantwortlich gehandelt hat, belehren und immer wieder predigen,
dass das alles dumm ist und nie wieder passieren sollte?
Oder
einsehen, dass es sich eh nicht rückgängig machen lässt, eine
späte Kastra für die Person keine Option darstellt und lieber alles
an Wissen hergeben, so viele Tipps wie möglich geben und dafür
sorgen, dass bis es soweit ist alles soweit richtig und ordentlich
verläuft? Und nebenbei auch anerkennen, dass sich hier wirklich auch
Gedanken gemacht wurden? Soviel Zeit muss sein, es gibt schlimmere,
gedankenlosere Menschen in deren Händen sich hilflose Tiere
befinden, denen eher Vorwürfe gemacht werden sollten als Leuten die
einfach nur eine etwas zu romantische Sicht auf Haustiere und
Mutterdasein haben und sich wenigstens vorher etwas informieren und
das Ganze nicht zu unüberlegt angehen.
Ich
bin da ziemlich verklärt. Natürlich weiß ich eigentlich ZU viel um
ruhig zu bleiben wenn es um die Vermehrung von Haustieren,
insbesondere Katzen geht. Ich kenne genug Horror-Storys, ich hatte
bereits ein (totes) neugeborenes Kitten mit offenem Bauch in der
Hand, ich habe von Geburt an schwer kranke Kitten gesehen und das
Leid der betroffenen Menschen mitgefühlt, die sich für diese
Wegwerfprodukte der Tiervermehrer einsetzen und dann doch viel zu oft
den Kampf gegen das Schicksal verlieren. Kurz: Ich hasse es wenn die
Leute noch immer nicht nachdenken. Und wenn sie es tun, dann in die
falsche Richtung.
Ich
habe an anderer Stelle bereits geschrieben wie es aussehen würde,
wenn ich mitbestimmen dürfte, aber darum geht es nicht.
Trotz
allem: Was haben wir denn gekonnt, wenn wir uns darauf versteifen,
dass manche Dinge in unseren Augen falsch laufen? Was haben wir mit
unzähligen Anschuldigungen, Anfeindungen und Predigten erreicht?
Nichts,
außer dass die Leute, die wir gerne bekehrt hätten, letztlich nicht
einlenken sondern zu machen, verschwinden und ihr eigenes Ding
machen.
Wenn
die sicher bald geborenen Kitten durch die Ratschläge, die ich der
Person auf den Weg gegeben habe, nun aber eine klein wenig bessere
Zukunft erwarten (als sowieso schon, wie gesagt hier handelte es sich
nicht um einen Mir-egal-Vermehrer den es nicht kümmert was passieren
kann), wenn alles gut geht weil ich auf ein paar Dinge hingewiesen
habe, an die vorher nicht gedacht wurde.
Wenn
es so kommt wie es nunmal kommt, aber eben auf eine klein wenig
bessere Art und Weise. Dann ist der Wert des Ganzen immer noch größer
als wenn ich mich lediglich profiliert hätte mit Pseudo-Weisheiten
wie ICH es gemacht hätte und wie nicht. Das hat null Effekt. Und
wenn dann den Gegenteiligen.
Man
darf nicht vergessen dass Tierschutz in weiten Teilen der Bevölkerung
immer noch einen eher zweifelhaften Ruf hat. Es existiert noch immer
das Bild von radikalen, Mehl verwerfenden, veganen Peta-Öko-Tussis,
anstatt den vielen tausenden helfenden Händen die es leider trotzdem
nicht schaffen allen leidenden Vierbeinern zu helfen.
Ich
bin kein aktiver Tierschützer, ich bin auch kein Vegetarier, ich bin
nicht mal besonders umweltbewusst, aber ich bemühe mich zumindest im
Kleinen etwas zu bewirken. In diesem Falle eben Wissen mit anderen zu
teilen, Mythen und Halbwahrheiten aus den Köpfen der Leute zu
wischen und damit vielleicht kleine Verbesserungen für die Tiere der
Leute, die sich mit mir unterhalten, herbeizuführen.
Es
gibt so eine wunderbare kleine Geschichte, auf die man öfter mal im
Netz stößt:
Seesterne am Strand - "What makes a difference"
Ein alter Mann kommt früh morgens an den Strand. In der Ferne sieht er einen Jungen, der am Strand entlang geht und sich immer wieder bückt und etwas ins Wasser wirft.
Beim Näherkommen sieht der alte Mann, dass es Seesterne sind, die nachts angespült wurden und die der Junge ins Meer zurück wirft.
"Was machst Du da", fragt der alte Mann den Jungen.
"Ich werfe die Seesterne wieder zurück ins Wasser. Die Sonne geht gleich auf und wenn sie dann noch hier am Strand liegen, dann vertrocknen sie" antwortet er.
"Aber", sagt der alte Mann "hier am Strand liegen Tausende und Tausende von diesen Seesternen. Da macht es doch keinen Unterschied ob du diese paar hier ins Wasser wirfst".
Nachdenklich hob der Junge wieder einen Seestern auf, betrachtete ihn und warf ihn ins Wasser. Dabei sagte er: "Für diesen hier macht es einen Unterschied".
Das
lasse ich mal so stehen.
Das
letzte Thema, Ernährung ist wie die meisten sicher wissen mein
Lieblingsthema, aber diese dritte Begebenheit war diesmal eine ganz
andere, erstens weil die Person diesmal eine Freundin von mir war und
zweitens weil mir das Thema insgesamt sehr nahe ging.
Es
geht um Kira, eine wunderhübsche kleine Hauskatze von 4 Jahren die
zusammen mit ein paar Nagern und ihrer „Mama“ lebt und leider
leider in einem Körper gefangen ist, der ihr das Leben richtig
schwer macht.
Ich
kenne Kiras "Mama" schon eine kleine Weile und wir haben uns schon als
wir uns kennen lernten ein wenig über die kleine Maus unterhalten.
Ihr
Problem ist, dass sie wohl von Geburt an einen Immundeffekt hat, der
ihr letztlich das Leben ziemlich schwer macht und der wohl
(vermutlich) ihrem Bruder bereits in jungem Alter das Leben gekostet
hat.
Kira
kam im viel zu jungen Alter von 7 Wochen zu ihrer „Mama“, leider
auch in Einzelhaltung, aber das lassen wir jetzt mal außer Acht.
Ihre
Ernährung bestand zunächst wie die vieler anderer Hauskatzen aus
Nass- und (hauptsächlich) Trockenfutter, bis sie mehr und mehr
Allergien entwickelte.
Das
Ganze steigerte sich letztlich hin bis zum hypoallergenen Zustand,
laut Bluttest allergisch gegen ALLES, und als sie schließlich nicht
mal mehr Hills d/d vertrug musste umgestellt werden auf etwas was wir
Schonkost nennen, also gekochtes Huhn (und Fisch).
Das
diese Ernährung erstens zu einseitig ist (und Fisch keine adäquate
Proteinquelle darstellt) und zweitens gefährlich ist da nahezu alle
lebenswichtigen Nährstoffe fehlen und es so langfristig zu
schwersten Mangelerscheinungen kommen kann, dürfte wohl jedem klar sein, war es auch "Mama" und dem Tierarzt, aber zunächst war es wichtiger ein Futter für Kira zu finden, das sie wenigstens verträgt. Der Allergietest auf Huhn war zwar auch positiv aber zumindest führt Huhn (noch) nicht zu Durchfall und Kotzerei.
An
diesem Punkt hat sich Kiras "Mama" an mich gewandt mit der Frage ob ich
einige Tipps für sie hätte, denn sie wüsste absolut nicht mehr
weiter.
Ich
war natürlich mehr als erschrocken darüber wie nun alles gekommen
ist, ich wusste ja dass die Kleine ziemlich empfindlich ist, aber
dass nur noch Schonkost rein ging (und drin blieb) war dann doch ein
riesen großes, rot blinkendes Alarmzeichen.
Kiras
Unverträglichkeit äußerte sich durch absolut wässrigen Durchfall
oder Kotzerei, erschwerend kommt noch hinzu dass die Kleine keine
besonders starken Nerven hat, soll heißen dass sie auf die kleinsten
Stressbelastungen durch laute Nachbarn, Tierarztbesuche oder kranke
Mittiere mit Fell ausrupfen, besonders am Schwanz reagiert. Zu dem
ist Kira ein kleiner Neurotiker deren Tagesablauf möglichst gleich
bleiben muss, die nur Futter aus der Hand nimmt und zudem auch noch
mäkelig ist. Mal ganz davon abgesehen dass sie, wenn „Mama“ oder
ihre Mit-Nager krank sind ebenfalls kränkelt. Ganz zu schweigen von
ihrer chronischen Gastritis.
Kurz:
Eine Katze wie ein einziges riesengroßes Chaos.
Das
erste was ich gemacht hab ist „Mama“ dazu zu bringen sich bei
dubarfst.eu anzumelden und ihren Fall so detailliert wie möglich ins
Forum zu stellen. Promt gab es natürlich noch einen Haufen Tipps
(die ein oder andere Belehrung war auch dabei, aber gegen dieses
Forum kann man absolut nichts sagen). Am nächsten Tag traf ich mich
mit ihr, sie bekam meine große Dose mit Taurin, sortenreines Futter
(Ropocat Sensitiv + Hermanns) war bestellt und wir entwickelten einen
Schlachtplan für die nächsten Tage. Ebenso schrieb ich ihr ein paar
Sachen auf, die sie ihren Tierarzt fragen sollte.
Mein
dringendster Verdacht war ein eosinophiles Granulom, da mir die
Symptome um die heftige Unverträglichkeit bekannt vorkam, es sich so
oft in so unterschiedlicher Art und Wiese zeigte und ich eigentlich
hoffte, dass es sich mit einer sortenreinen und pflanzen-freien
Ernährung schnell bessern würde, aber die absolut niedrige
Leukozytenzahl belehrte uns schnell eines besseren.
FIV
und Leukose negativ, mehrfach getestet.
Feliway-Zerstäuber
brachte nur mäßige Besserung.
Da
sie häufiger kleine Infekte hat und so bereits mehr als eine
Behandlung mit Antibiotika durch hatte, dürfte das noch eine extra
Belastung dargestellt haben.
Wenigstens
vertrug sie (wie vorhergesagt) das Taurin im Futter problemlos, die
meisten weiteren wichtigen Stoffe sollen in der nächsten Zeit folgen
und auch das Hermannsfutter wurde angenommen, doch der nächste
Hammer folgte direkt hinterher:
Die
Kleine hat Knochenkrebs, der bereits gestreut hat.
Ein
Schlag ins Gesicht, besonders für Kiras „Mama“.
Und
so ziemlich das Traurigste was ich in letzter Zeit gesehen und erlebt
habe.
Nun
stellt sich natürlich die Frage was das mit dem großen Thema dieses
„Romans“ zu tun hat. Selbst im aggressivsten Forum hätte man
Kiras „Mama“ keinen Vorwurf machen können, sie hat einen super
kompetenten Tierarzt, scheut sich auch nicht davor Zweitmeinungen
einzuholen und geht generell für ihre Tiere bis über ihre eigenen
Grenzen hinaus, was ich im übrigen absolut bewundernswert finde.
Einzelne
Hardcore-Kritiker hätten sicher immer noch etwas gefunden, aber
dieser Fall ist absolut beispielhaft dafür dass es letztlich völlig
egal ist was schief lief, wichtig war was man jetzt tun kann,
ungeachtet der Hintergründe.
Denn
was hätte Kiras „Mama“ denn bitte noch anders machen sollen?
Kira wäre ein genauso körperlich sensibles Tierchen gewesen wenn
sie die üblichen 14 Wochen bei ihrer Mutter hätte bleiben dürfen.
Da hatten wohl andere genetische Faktoren mehr zu sagen.
Ob
sie nervlich genauso supersensibel geworden wäre wenn sie von Anfang
an mit einem passenden Artgenossen aufgewachsen wäre, so wie es sich
gehört und wie es eigentlich Voraussetzung für eine gesunde
psychische Entwicklung wäre, kann ich nicht beantworten. Für diese
Entwicklung sind mit Sicherheit noch andere Faktoren entscheidend
gewesen, sicher auch ihre „Mama“ selbst, darauf gehe ich jetzt
aber nicht weiter ein.
Mit
Sicherheit hätte es ihr besser getan, aber an ihrem Schicksal hätte
es nichts geändert.
In
dieser letzten Geschichte vereinen sich ziemlich tragisch einige
wichtige Punkte über die in Haustierforen heiß diskutiert werden:
Anschaffung, Haltung und Ernährung, geistige Entwicklung bzw.
Förderung, Genetik und medizinische Betreuung usw.
Aber
letztlich hätte man hier gar nichts diskutieren können.
Es
ist wie es ist. Und das sage ich nicht weil ich Kiras „Mama“
persönlich kenne und mit Freunden evtl. anders rede als mit Fremden,
was nicht so ist.
Die
Anonymität des Internets erlaubt den scheinbaren Experten einen
raueren Ton, es fordert sie wohl oft auch dazu heraus Dinge anders zu
formulieren als es vielleicht angebracht wäre und als man es
vielleicht offline tun würde. Man hat ja keine Konsequenzen zu
befürchten.
Auf
der anderen Seite kommen offline eher selten so viele Menschen mit
ähnlichen Interessen und ähnlichem Wissensstand zusammen und formen
einen so intensiven kleinen Mikrokosmos.
Möglich
dass hier eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen, ich weiß
nicht wie es anderswo in anderen Ecken des Internets zu geht.
Vielleicht liegt es an der Masse an Frauen, vielleicht weil man mit
Lebewesen emotionaler umgeht als mit Technik o.ä. Vielleicht ist
auch alles nur Zufall, obwohl es sich auffällig wiederholt, egal ob
in einem großen Forum oder einer FB-Gruppe.
Auffällig
finde ich eben nur, dass in diesem konzentrierten Menschenkreis eine
Radikalisierung stattfindet, die vielleicht bei Tier-Themen nicht
sonderlich schlimm sind, die aber bei anderen vielleicht auch
gefährlich werden kann. Aber da schweife ich zu sehr ab.
Mein
Fazit aus all dem ist folgendes:
Online
mit anderen zu kommunizieren ist einfach. Es macht eindeutig mutiger,
was sich bei einigen auch im Ton niederschlagen kann. Das ist völlig
logisch und nicht zu leugnen, es betrifft nur vielleicht nicht jeden
einzelnen, dafür aber einige.
Ich
habe kürzlich ein großes Forum verlassen, da ich keine Lust mehr
hatte mich mit Leuten abzugeben die irgendwie den Blick auf das
Wesentliche verloren haben, die meiner Meinung nach ein wenig zu
gerne ihre radikale Haltung zum Besten geben, sich liebend gerne
profilieren (und es dann abstreiten) und manchmal offenbar auch ein
wenig streitlustig sind. Das ist aber allein meine Meinung.
In
dieser Hinsicht möchte ich niemanden bekehren. Es reicht wenn ich
das in anderen, nützlicheren Dingen versuche.
Die
Tatsache dass ich aber in letzter Zeit wesentlich positivere
Gespräche über die selben Themen geführte habe, über die ich auch
drei Jahre lang in jenem Forum gestritten und diskutiert habe und die
alle samt wesentlich angenehmer und erfreulicher ausfielen als die
des letzten halben Jahres online, hat mir ebenso die Augen geöffnet
wie jede Beschwerde anderer User über den Ton. Und diese Beschwerden
gab es bereits zu den Gründungszeiten dieses Forum.
Scheint
also kein Trend zu sein, sondern eher eine Verhaltensweise die manch
einer sich online zulegt.
Ich
habe es mitgemacht und mich auch oft genug mitziehen lassen. Ein
bisschen traurig ist das leider schon. Nichts desto trotz habe ich
wohl nichts verlernt, die Zeit hat sich trotzdem für all das
Gelernte gelohnt und dafür dass ich über das Forum meine liebe Anja
und die liebe Bea kennengelernt habe und natürlich auch im
Umkehrschluss meine beiden Jungs bekommen habe.
Also
keine bösen Gedanken.
Alles
ist gut :)
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