09.11.2011

Trockenfutter: Was ist wirklich drin?

Die meisten Katzen lieben Trockenfutter. Die meisten Katzen lieben ja auch Leckerlis. Nicht verwunderlich, denn zu etwas anderem ist Trockenfutter nicht geeignet.

Katzen sind spezialisierte Fleischfresser. Anders als Hunde, die eher "omnicarnivor" sind und so auch Ausnahmesituationen mit pflanzlicher Nahrung überbrücken können.
Die feline Verdauung ist vor allem auf rohes Fleisch, wenig Kohlenhydrate, tierisches Protein und Fett sowie viel Feuchtigkeit (80%) ausgelegt. Diese Ernährung liefert dem Tier die beste Energiebilanz und ist gesund.

Trockenfutter ist das genaue Gegenteil davon:



Proteine
Energielieferant.
Sie brauchen die hochverdauliche tierische Proteine, denn diese sind für ihren kurzen Verdauungstrakt am Besten geeignet.
Die Katze ist ein spezialisierter Carnivore, das heißt ihr Stoffwechsel ist auf eine hohe Zufuhr von Proteinen angewiesen, da die Aktivität der Leber (daraus resultierende Entstehung und Ausschüttung der zur Verdauung notwendigen Enzyme) nicht sinkt wenn das Tier plötzlich weniger Proteine als notwendig aufnimmt. Protein-armes Futter bzw Futter mit schlecht oder gar nicht verwertbaren Proteinen kann daher leicht zu Fettleber (hepatische Lipidose, auch bekannt als Folge durch das Hungern) führen.
Trockenfutter enthält häufig minderwertige Proteine, oft auch noch pflanzlicher Herkunft. Die Energiebilanz ist niedriger. Z..B. steht Mais in der Rangfolge der Proteine mit besten biologischen Wertigkeiten für Katzen weit unten. Die biologische Wertigkeit von Proteinen wird beeinflusst von den enthaltenen essentiellen Aminosäuren und deren Muster.
Außerdem sind pflanzliche Proteine oft schwer bis gar nicht zu verwerten weil sie noch einen Mantel aus z.B. Cellulose besitzen, der nicht verdaulich ist. Damit sind sie völlig unnütz.
Auch zugesetztes tierisches Protein, z.B. aus Tiermehl kann minderwertig und damit nutzlos sein.
Ein Beispiel hierfür ist z.B. Kreatin, wie es in den meisten Tiermehlen zu finden ist.
Tiermehl besteht zum größten Teil aus richtigem Abfall, so z.B. Krallen, Hufe, Feder, Schnäbel usw.
Kreatin ist ein unverdauliches, tierisches Protein, findet sich aber in erstaunlich großen Mengen im Tierfutter. Um es verdaulich zu machen wird es hydrolysiert, also stark mit Wasserdampf erhitzt. So wird es für Katzen verdaulich, aber die biologische Wertigkeit und damit die Energiebilanz für das Tier ist dann immer noch viel schlechter als z.B. bei Mais. 
Finden sich auf der Futterdeklaration Begriffe wie "hydrolysiertes ...-protein" dann wurde dieses Verfahren dort angewendet und man kann sich seine eigenen Schlüsse über die Qualität dieses Futters ziehen.
Auch das viel gelobte Royal Canin enthält diese mehr als minderwertigen Proteine, aber vor allem findet man es in den ganz billigen Sachen in den Supermarktregalen.
Noch dazu setzen schlecht verdauliche, pflanzliche Proteine bei ihrer Verstoffwechslung Stickstoffabfallprodukte frei, die die Niere belasten (durch Umwandlung in Ammonium-Verbindungen). CNI (chronische Niereninsuffizienz) ist heute eine der häufigsten Todesursachen (durch Nierenversagen) bei Hauskatzen.

Folge: Verdauungsprobleme, Senkung des Glucosespiegels im Blut, Belastung für die Nieren.


Wasser
Katzen besitzen kein wirklich ausgeprägtes Durstgefühl, da die Evolution nicht vorgesehen hat, dass sie viel extern trinkt, sondern ihren Flüssigkeitsbedarf über ihre Nahrung deckt.
Ein Beutetier besteht in der Regel zu 75-80% aus Wasser. Das kann die Katze optimal verwerten.
Der Wasser-Anteil im Trockenfutter ist denkbar gering (weniger als 10%), das Futter ist konzentriert.
Rein rechnerisch gesehen kann eine Katze den Mangel an Flüssigkeit nicht mehr ausgleichen, sobald der Anteil des Wassers in der Nahrung unter 60% rutscht. Oder anders: Eine Katze die ausschließlich oder viel Trockenfutter bekommt mit die dreifache Menge an Wasser wie an Trockenfutter zu sich nehmen. Das wären 240ml bei 80g Trockenfutter.
Das hat zur Folge, dass Katzen die Trockenfutter hauptsächlich bekommen nicht annähernd so viel nebenher trinken wie sie müssten um die selbe Menge an Feuchtigkeit aufzunehmen wie eine Katze, die mit Nassfutter oder Fleisch ernährt wird. Das Ergebnis ist stark konzentrierter Urin, in dem sich schnell Kristalle (Struvit) bilden. Das kann äußerst schmerzhaft und bei einem Harnwegsverschluss auch lebensgefährlich für das Tier werden.
Trockenfutter wird deshalb gerne angesäuert was allerdings gleich einen ganzen Rattenschwanz an Folgen  mit sich bringt, unter anderem eine eingeschränkte Nierenfunktion (und die damit einher gehende Gefahr einer Niereninsuffizienz) und die Bildung von Oxalsteinen in der Blase durch zu saures Milieu, was wiederum zu Harnwegsverschlüssen führen kann.

Folge: Verdauungsprobleme, Harnkristalle bis hin zu Blasensteinen, Nierenprobleme.


Fett
Energie. Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Geschmack.
Wichtig für hochverdauliches Fett sind ungesättigte Fettsäuren. Zu finden z.B. in allen Fischölen und Tierfetten.
Der Nachteil an der ganzen Sache ist aber, dass Fette mit vielen ungesättigten Fettsäuren sehr schnell verderben, da diese Säuren an der Luft oxidieren und das Fett damit ranzig werden lassen.
Der Mythos vom lange haltbaren Trockenfutter ist damit völlig falsch.

Folge: Mangel an Vitaminen, Energie-Menge-Verhältnis unstimmig (es muss viel mehr gefressen werden).


Kohlenhydrate
Energie. Ballaststoffe aus unverdaulichen Pflanzenfasern
Als Carnivor produzieren Katzen diverse Enzyme wie z.B. Amylase aus dem Speichel nicht, die zur Aufspaltung von Polysacchariden notwendig sind. Ebenso bilden sie keine Glucokinase die bei Omnivoren wie uns zusammen mit Hexokinase Glukose aufspalten (letzteres ist zwar in der Leber der Katze zu finden, doch das alleine reicht dafür nicht aus). Daher können Kohlenhydrate in größeren Mengen nicht verdaut werden. Die entstandene Glucose ist zu viel (da bereits genug vorhanden durch die Verbrennung von Fett und Proteinen) wird letztlich eingespeichert und das Tier nimmt zu.
(Dosenfutter, das Kohlenhydrate enthält fällt ein wenig aus der Reihe weil diese durch das Erhitzen teilweise aufgespalten werden. Es handelt sich dabei aber um reine Kalorien.)
Der Kohlenhydratanteil liegt bei handelsüblichem Trockenfutter bei bis zu 50%.
Setzt man das in den Vergleich mit einem Beutetier, ist das eindeutig zu viel. Ein Beuteltier wie eine Maus trägt ausschließlich mit dem Mageninhalt zur Aufnahme von Kohlehydraten bei und der macht nicht mal 10% der Gesamtmasse aus (meist weit darunter mit 3-5% je nachdem wie viel die Maus kürzlich gefuttert hat) und ist in der Regel immer vorverdaut, mit den Nahrungsresten der Maus nimmt die Katze ja auch Magensaft und die dort enthaltenen Stoffe zur Aufspaltung mit auf.
Das ist bei Trockenfutter (oder generell Futter mit einem hohen Anteil von Kohlehydraten) nicht drin.
Verwendet werden häufig Weizen, Mais und Soja - alle drei stehen im Verdacht Allergien auszulösen.

Folge: Katzen, die ausschließlich oder zu viel Trockenfutter bekommen, neigen häufig dazu übergewichtig zu werden. Ergo: Schäden an Leber oder Bauchspeicheldrüse, der Gelenke. Erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, hormonelle Störungen und Diabetes. 


Vitamine
Für alle Körperfunktionen notwendig, z.B. Stoffwechsel, Körperbau.
Die fettlöslichen Vitamine A, D3, E, K dürfen nicht überdosiert werden, da sie im Körper gespeichert werden. Ein Zuviel wird nicht ausgeschieden. Vitamin A und D2 aus pflanzlichen Quellen können Katzen nicht verwerten! Vitamin B und C sind wasserlöslich und werden daher nicht gespeichert. Ohne regelmäßige Aufnahme durch die Nahrung kommt es zu Mangel.
Durch längere offene Lagerung gehen Vitamine verloren. Aber auch bei der Herstellung und Verarbeitung des Futters geht viel verloren und muss künstlich zugesetzt werden.

Folge: Beeinträchtigung der Körperfunktionen bei Mangel, Vitaminvergiftung bei Überversorgung (z.B. Leberschäden bei zu viel Vitamin A).


Außerdem:
Mineralstoffe (Calcium, Phosphor, Kalium, Chlor, Natrium, Magnesium, Eisen, Zink usw): Für Knochen, Stoffwechsel, Nerven, Regelung von Hormonen, Enzymen, Wasserhaushalt. Das Calcium-Phosphor-Verhältnis muss bei 1,1:1 bzw 1,2:1 liegen. Auch die Mengen und Verhältnisse aller anderen Stoffe muss zwingend stimmen.
Viele Industriefuttersorten sind stark übermineralisiert was wieder auf Kosten der Nieren geht.




Das Zahnreinigungsmärchen:
Tierärzte und sog. Experten werden nicht müde zu behaupten, dass Trockenfutter gefüttert werden muss, um die Zähne der Katze zu reinigen. Dazu sei gesagt, dass weder Nass- noch Trockenfutter irgendeinen reinigenden Effekt hätten, ganz im Gegenteil. Die Katze schluckt die Bröckchen entweder ungekaut runter oder sie beißt ein oder zweimal drauf und das Teil zerbricht in kleine Teile. Das geschieht an der Spitze des Zahns. Kein Abrieb. Der speichel verwandelt dann alles zu einem zähen Brei und die übermäßig enthaltene Stärke lagert sich erst recht an den Zähnen ab.
Trockenfutter hat den gleich Zahnreinigungseffekt bei einer Katze wie ein Keks bei einem Menschen!


Katzen haben ein Scherengebiss (nur auf-ab-Bewegung möglich, anders als bei uns) und keine Mahlzähne! Kauen wie wir es tun können Katzen gar nicht, das wird zu oft vergessen!


Die einzige Möglichkeit für einigermaßen saubere Zähne bei Katzen zu sorgen, ist ihnen regelmäßig rohes Fleisch oder Trockenfleisch zu füttern. Insbesondere Mägen, Hälse oder Flügel haben einen ausgezeichneten Abriebeffekt, da Fleisch im Gegensatz zu Trockenfutter gerissen und "gekatscht" werden muss. Trockenfutter wird höchstens geknackt.


Übrigens: Die Neigung zur Bildung von Zahnstein ist von Katze zu Katze verschieden und kann kaum durch die Ernährung gesteuert werden. Ausschlaggebend ist der genetisch vorbestimmte Kalzium-Gehalt des Speichels.




So. Wer jetzt sagt, dass diese oder jene Katze trotzdem seit langem gut dran ist mit reiner Trockenfutter-Fütterung: Die Folgen von falscher Ernährung zeigen sich alle erst mit den Jahren.
Krebs und CNI (chronische Niereninsuffizienz) sind seit Einführung von Industriefutter die häufigsten Todesursachen bei Katzen. Viele werden nicht mal 15 Jahre alt. Warum das so ist - darüber lässt sich streiten, aber gewisse Zusammenhänge lassen sich nicht leugnen.
(Wobei gesagt werden muss, dass frei lebende Katzen selten älter als 8 werden und das Durchschnittsalter von Hauskatzen im letzten halben Jahrhundert auf weit über 10 Jahre angestiegen ist, das liegt aber vor allem an der medizinischen Versorgung heute und nicht am Futter).

Wer sich entscheidet ein Tier zu halten, geht die Verpflichtung ein, seine Bedürfnisse ausreichend zu erfüllen, so steht es im Gesetz. Artgerechte Haltung und Ernährung gehört dazu.

Trockenfutter ist so weit weg von artgerecht wie die Erde von der Venus und wir häufig aus Unwissenheit und Faulheit praktiziert. Für die Katze hat sie allerdings keinen einzigen Vorteil! KEINEN! Geht in euch!



FALSCH!
(selbst getreidefreies, sautueres 5€/100g - TroFu ist als Alleinfutter
noch schlechter als Billig-Nassfutter!)


RICHTIG!
Fleischfresser brauchen Fleisch, 
kein Vogelfutter!




Anmerkung: Trockenfutter hat den Vorteil der Einfachheit im Umgang, dem niedrigen Preis bzw den großen erhältlichen Mengen (~40kg Säcke) und es überdauert Nassfutter in Sachen Haltbarkeit um ein Vielfaches. Daher ist Trockenfutter gerade im Tierschutz (vor allem in südlichen Ländern) unverzichtbar. Das ist in meinen Augen seine einzige Daseinsberechtigung. 

3 Kommentare:

  1. Hallo ihr Beiden :)
    Ich kenne euch 2 ja schon aus dem Katzen Forum und bin da auch auf euren Blog gestoßen. Ich bin Alice_91 mit Hokuspokus und Huckleberry falls ihr euch erinnert ;) Also ich finde es schön das ihr mit diesem Blog versucht den Leuten etwas über Katzen, ihr Verhalten und vor allem dem Futter zu vermitteln, denn ich finde es informieren sich leider immernoch viel zu wenige Leute richtig und ausführlich, besonders bevor sie sich eine Fellnase ins Haus holen.

    Ich werde euren Blog auf jeden Fall weiterhin verfolgen und besonders die schönen Bilder genießen ;)

    Nebenbei schmiede ich schon einen Einbruchsplan um eure Schätze dann zu meinen 2 Rabauken zu holen :P

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  2. Hallo Alice, ja ich erinnere mich.

    Danke für die lieben Worte, wir werden versuchen dich nicht zu enttäuschen ;)

    Ich wohne übrigens im 5.OG ohne Fahrstuhl, ausbruchssicher. Ich mache mir keine Sorgen :D

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  3. Ich glaube nicht das ihr mich enttäuscht :) und ich muss ja auch noch eine ganze Menge lernen.

    Übrigens wohne ich auch im 5.OG ohne Fahrstuhl, also bin ich geübt :D

    Ich möchte auch so tolle Fotos von meinen Beiden, ich glaube also ich entführe euch gleich mit und ihr müsst dann fotografieren =)
    Ihr bekommt auch Nahrung und etwas zum Trinken ;)

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