10.11.2011

Der richtige Start ins Leben...

… ist für eine Katze eigentlich idealer Weise bei einem Züchter, der sich vorher um die Verpaarung inklusive Erbkrankheiten Gedanken gemacht hat oder bei einem Tierschützer, der sich einer trächtigen Katze angenommen hat. Aber darum geht es in meinem Text nicht, denn die wenigsten Katzen haben das Glück so wohl umsorgt auf die Welt zu kommen. Das schließt zwar nicht geplante „Einmal-Würfe-Weil-Die-Katze-Doch-Einmal-Werfen-Muss!“ aus, aber darüber, dass dadurch nur noch das Katzenelend vergrößert wird, haben wir schon geredet. Oder besser gesagt Domi in ihrer Anschaffungsfibel.


Die Geburt und die erste Woche
Die Trächtigkeit einer Katze beträgt 66. Tage. Die Kitten werden taub und blind mit einem Geburtsgewicht von 80 -120 g geboren. Vertreter größerer Rassen können auch schon einmal 150 g auf die Waage bringen. Das Gewicht variiert je nach Wurfgröße und den Bedingungen, unter denen die Mutterkatze während der Schwangerschaft gehalten wurde. Katzen können, wie auch andere Tierarten, eine Frühgeburt haben. Handelt es sich dabei nur um einen Zeitpunkt wenige Tage bis 1 Woche vor dem Geburtstermin, so sind die Kitten überlebensfähig. Je früher allerdings die Geburt war, desto mehr Unterstützung brauchen die Kitten die nächsten Tage.
Das Gewicht der Kitten sollte jeden Tag möglichst zum gleichen Zeitpunkt kontrolliert und schriftlich festgehalten werden, um festzustellen, ob ein Kitten abnimmt oder zu wenig zunimmt. In dieser ersten Zeit ist eine kontinuierliche Gewichtszunahme von mind. 10 g am Tag erwünscht. Zum Ende der ersten Lebenswoche sollten die Kitten ihr Geburtsgewicht verdoppelt haben. Nimmt ein Kitten ab oder über ein paar Tage kaum zu, so sollte der Mensch eingreifen und mit Katzenaufzuchtsmilch (z.Bsp. KMR) zufüttern, da das Kitten sonst schnell Gefahr läuft zu verhungern. So ein kleiner, gerade auf die Welt gekommener Katzenkörper hat nämlich kaum Ressourcen, von denen er zehren könnte. In dieser ersten Zeit können die Kitten auch nicht selber Kot ablassen und urinieren. Dies geschieht erst nach vorheriger Massage des Bauches, der die Darmtätigkeit anregt und damit das Kitten zum Exkremente ablassen bringt. Die Massage erfolgt entweder durch die Zunge des Muttertieres beim Putzen bzw. durch den Menschen, wenn sich die Mutter nicht ausreichend um ihre Kitten kümmert. Wenn man dies nicht tut, so kann das Kitten keinen Kot absetzen, was zu Verstopfungen und dem Tod des Tieres führen kann.

1. -2. Woche
Zwischen der 1. und der 2. Woche öffnen sich die Augen der Kitten. Diese sind zu Beginn des Lebens blau. Auch die Ohren stellen sich langsam auf. Die Kitten können nun hören und sehen, auch wenn sie bis auf Schemen und hell und dunkel noch nicht viel wahrnehmen und unterscheiden können. Zu diesem Zeitpunkt beginnen die Kleinen, die Wurfkiste schon aktiver zu durchqueren. Es gibt die ersten Spielversuche mit den Geschwistern, die Welt der Kitten besteht nicht mehr nur aus Essen und Schlafen. Die Kitten lernen erste Signale der Artgenossen wie Knurren und Fauchen zu registrieren und zu unterscheiden.

Ab der 3. Woche
Die Kitten fangen immer mehr an, ihre Umgebung zu erkunden. Sie beginnen mit ersten sozialen Spielen mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter. Im Umgang mit den anderen trainieren sich spielerisch schon Fähigkeit, die sie für das spätere Leben als Jäger benötigen. Ab der 4. Woche können die Kitten festere Nahrung zu sich nehmen. Als Mensch kann man nun mit dem Zufüttern der Kitten beginnen und sie langsam und ohne Zwang an Dosenfutter und Frischfleisch heranführen. Die Kitten werden nun immer selbstständiger fressen, obwohl sie immer noch bei der Mutter säugen müssen. Die Mutter entwöhnt die Kitten langsam von der Milch. Dieser Prozess dauert über Wochen an und ist NICHT mit 6 Wochen abgeschlossen. Ein Kitten was mit 6 Wochen von der Mutter getrennt wird, fehlt also die Muttermilch, die es noch zu sich genommen hätte.
Die Kitten werden nun immer mutiger und erkunden selber ihre Umgebung. Kleine Katzen sind sehr neugierig und nagen alles an, man muss also sicher stellen, dass sich nicht, woran sie sich verletzen könnten, in der Reichweite der Kleinen steht.
In der Zeit bis zur 6. Woche lernen die Kleinen durch Vorführung der Mutter und Nachahmung die Toilettenhygiene. Die meisten Kitten sind zu diesem Zeitpunkt dann schon stubenrein und benutzen das Klo für ihr großes und kleines Geschäft. Natürlich kann bei Kitten immer noch etwas daneben gehen. Schließlich ist die Welt bzw. Wohnung groß und spannend und so kann es schon passieren, dass ein Kitten solange ignoriert, dass es auf Toilette muss, bis es zu weit zu dieser ist. Man sollte die Kitten dafür nicht ausschimpfen, sondern sie einfach in die Toilette setzen. Auch empfiehlt es sich, mehrere kleine Toiletten in der Wohnung zu verteilen, damit die Kitten es nicht zu weit zur Toilette haben.
Ab der 6. Woche verändert sich die Augenfarbe der Katzen und verfärbt sich langsam zur Endfarbe. Dieser Prozess kann bis zu 2 Jahre dauern, eh die Augen die endgültige Farbe angenommen haben.

Ab der 8. Woche
Mit erreichen der 8. Woche werden die Kitten zum ersten Mal gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft.
Die Kitten werden langsam vollständig von der Milch der Mutter entwöhnt. Je nach Muttertier kann das Säugen allerdings noch länger und öfter vorkommen. Dennoch ist die Hauptnahrungsquelle nun feste Nahrung. Die Kitten sind nun in der sensiblen Phase der Sozialisierung angekommen. In dieser Phase die erst NACH der 8. Woche erfolgt, lernen die Kitten den richtigen Umgang mit ihren Artgenossen kennen. Dabei lernen sie es Körpersprache, wie Mimik und Gestik des gegenüber zu lesen und Warnungen lieber folge zu leisten. Das Muttertier und der Umgang mit den Geschwistern lehrt sie, wann sie die Krallen einziehen sollten und wann es sich empfiehlt, den gegenüber loszulassen.
Eine Katze, die in dieser Periode von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt wird, fehlt die sensible Phase der Sozialisierung. Man kann es vergleichen mit einem Menschenkind, dass nie das Sprechen gelernt hat. Diese Kitten werden meist verhaltensauffällig, da sie sich nicht ausdrücken können und werden recht grob im Umgang mit dem Menschen sein, da sie es nie gelernt haben, richtig mit ihren Krallen umzugehen.
Lebt so ein Kitten unter Umständen einige Zeit allein, desto schwieriger wird es für das Tier, sich auf seine Artgenossen einzustellen und es kann unter Umständen mit dem gegenüber gar nichts anfangen, da im die Körpersprache des anderen fremd ist.
Daher bitte ich JEDEN, die sich ein Kitten anschaffen möchten: Nehmt kein Kitten vor der 12. Woche. Lass es 12, besser noch 16 Wochen bei der Mutter und seinen Geschwistern. Ohne die Anweisung der Mutterkatze und ohne das spielerische Balgen mit seinen Geschwistern kann es sein kätzisches Verhalten nicht formen und seine Charakter in vertrauter Umgebung prägen. Kitten in diesem Alter bedürfen auch der körperlichen Nähe eines kätzischen Partners, da gegenseitiges Kuscheln und Putzen die sozialen Bindungen fördert.

Ab der 12. Woche
Mit 12. Wochen erfolgten die zweite Impfung Katzenschnupfen und Katzenseuche. Die Katzen haben jetzt soweit alles gelernt, was sie wissen müssen. Besser ist es jedoch, die Kitten weitere 4 Wochen bei der Mutter zu lassen. In der Zwischenzeit ist es auch möglich, seine Kitten früh kastrieren zu lassen. Eine Frühkastration ist entgegen vieler Meinung nicht belastend für den Körper. Eher im Gegenteil: Die Kitten verarbeiten in diesem Alter die Narkose viel besser und die Wundheilung tritt rascher ein. Studien belegen auch, dass diese Tiere keinerlei Nachteile in ihrer weiteren körperlichen Entwicklung haben. Ein weiterer Vorteil hat die Frühkastration: Der Züchter selber kontrolliert damit, dass mit dem erworbenem Tier auf keinen Fall weiter gezüchtet werden kann. Zwar steht in den meisten Verträgen eine Kastrationsklausel, nach der eine Katze bis zu einem bestimmten Zeitpunkt kastriert werden muss, allerdings ist es doch nicht immer möglich, zu kontrollieren, ob dies erfolgt. Man kann einem Menschen nicht hinter den Kopf schauen und so ist man 100% abgesichert, dass mit seinem Nachwuchs kein Schindluder betrieben und die Kater als Deck- und die Katzen als Gebärmachinen eingesetzt werden. Kastration ist Katzenschutz!

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